Tag des Offenen Denkmals 2014 / SICHTBETONUNG 9.2.
Sonntag 14. September 2014
Route: ZENTRALWERK – Riesaer Str. 32 Dresden-Pieschen – Hellerberge
Vorbeirauschen bzw. Vorbeischauen kann man an der Radeburger Straße sehr gut und zwar an einem verwunschenen Wald, das mit einem Schild markiert ist an einer viel befahrenen Straße, die zur Autobahn führt.
Der Wald war einmal das ehemalige Lager Hellerberg. Das Schild das an diese Vergangenheit erinnert, ist eine statische Angelegenheit, die kaum mit der Geschwindigkeit des dortigen Verkehrs mithalten kann. Die Markierungsaktion zog eine dynamische Verbindung zwischen zwei gern übersehenen Orte, deren Vergangenheit erinnert werden will: Hellerberg und Goehle-Werk. Zentralwerkern markierten mit Farbe eine Route zwischen den zwei Orten. Die Aktion hatte keinen rituellen sondern einen Alltags-Charakter. Die Markierung war ein Angebot, das der Eigenschaft des Erinnerungsprozesses entsprach: er war ist selektiv. Spuren können entdeckt werden oder auch nicht.
Ab 1938 wurden zwischen Riesaer Straße und Großenhainer Straße in Dresden-Pieschen bunkerartige Stahlbetonbauten für die Rüstungsproduktion errichtet. Das Goehle-Werk war ein reichseigener Betrieb, welcher der privatwirtschaftlichen Firma ZEISS-IKON zur Nutzung übergeben wurde. Dort arbeiteten 300 jüdische Zwangsarbeiter, die ab November 1942 im Lager Hellerberg zwangsuntergebracht wurden. Sie stellten Zeitzünder und Uhrwerke für U-Boote bis zur ihrer Deportation am 2./3. März 1943. 1944/45 beschäftigte Zeiss-Ikon mindestens 2.600 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und mehr als 1.000 KZ-Häftlinge in seinen Werken in Dresden. Von Oktober 1944 bis April 1945 arbeiteten im Goehle-Werk weitere 700 Frauen aus Außenlagern des KZ Flossenbürg. Da die Gebäude 1945 unzerstört waren, wurden sie durch die „Sächsische Volkszeitung“ und ein Varietétheater genutzt. Die „Sächsische Zeitung“ übernahm den Komplex als Druck- und Verlagshaus. Seit 1990 nutzen unterschiedliche mittelständische Unternehmen Teile des Areals. An die ursprüngliche Nutzung erinnert heute nichts mehr.
Am Tag des offenen Denkmals konnten die Besucher das gesamte Gelände des ZENTRALWERK besichtigen, das sich in Mitte seines Verwandlungsprozesses befand: die bombensicheren Türmen, die zukünftig als Atelierräume genutzt werden, sind an diesem Tag Ausstellungsräume gewesen die kostenfrei besichtigt werden konnten.