Ausstellung: John von Bergen
Reihe REKAPITULATION mit John von Bergen
In der Reihe “Rekapitulation” zeigt das Kabinett eine Ausstellung des in Berlin lebenden Künstlers John von Bergen, der sich in Installationen und Objekten mit der vielschichtigen Vergangenheit des Zentralwerks auseinander setzen wird.
RELICS ist eine Ausstellung des in Berlin lebenden Künstlers John von Bergen. Seine für diese Ausstellung konzipierten Arbeiten basieren einerseits auf einer Recherche, die die unterschiedlichen Erzeugnisse in den Blick nimmt, die im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts auf dem Gelände des heutigen Zentralwerks produziert wurden und reagieren andererseits unmittelbar auf die Räume, in denen diese Produktion stattfand.
Eröffnung: Freitag, 15.6.2018 | 19.00 Uhr
Öffnungszeiten: 15.6. bis 15.7.2018 | Do-So 17.00 – 20.00 Uhr
Oder nach Vereinbarung: kabinett@zentralwerk.de
Ausstellungsdokumentation auf der Website John von Bergen
RELICS – RELIKTE
„Ein lückenhaftes Verständnis einer Erinnerung an Dinge, die ich nie gesehen habe,‘ so lautete eine sehr provisorische, frühe Version eines möglichen Titels für eines der Projekte, die in der Ausstellung zu sehen sind. Damals kam es mir vor wie ein rohes, ungefiltertes Gedicht, das vielleicht gar nicht dafür gedacht war, es mit der Außenwelt zu teilen. Am Ende musste ich den Titel gar nicht weiter konkretisieren, weil meine Absicht eine ganz andere Wendung nahm als erwartet – denn mittlerweile habe ich tatsächlich einige der Dinge gesehen, in der Hand gehalten, mein Eigen nennen dürfen, die in den letzten hundert Jahren in oder um das Gelände des Zentralwerks hergestellt wurden. Ich kenne ihren Geldwert, ihr Gewicht, ihren Geruch, ihre Abnutzungserscheinungen und ihre erkennbaren Markierungen, in denen der Staub vieler Jahre steckt.“
– John von Bergen
RELICS – RELIKTE ist eine Einzelausstellung des in Berlin lebenden Künstlers John von Bergen. Die darin gezeigten neuen Arbeiten beschäftigen sich mit der Recherche und der Beschaffung von „Produktion“ aus dem Zwanzigsten Jahrhundert und der Vorstellung des „Raums“ im wörtlichen Sinne, den die wirtschaftlichen Nutzungen vor dem Zentralwerk entwickelt haben. Dazu gehört eine hundert Jahre alte Schreibmaschine, der Zünder einer Nazi-Bombe, ein Comic aus der DDR, ein harmloser Riss im Boden, eine eingefallene Ziegelmauer, die allesamt Ausgangspunkt für künstlerische Interventionen sind. Doch diese Ausstellung unterscheidet sich von den Vitrinen, die in einem Archiv oder einem Museum zu erwarten wären, da es hier NICHT um eine Objektstudie mit historischer oder bildender Absicht geht, NICHT um das Hochhalten von Paraphernalien. Einerseits liegt das Interesse darin, die möglicherweise zweischneidige Beziehung zu Artefakten zu untersuchen – die Gefühle, Neugier, Fetisch oder Verachtung hervorrufen kann. Andererseits wird der Raum mit seiner unheimlichen Geschichte zum Katalysator für Projekte, die von einer rein verstandesgeleiteten Intervention abweichen.
RELICS zeigt sich in einer atmosphärisch dichten Sprache, die eng an Bergens Oeuvre anschließt und bietet damit das Potential, das Unnennbare anzusprechen. Das Aufwirbeln vieler Staubschichten hat eine Gruppe ortsspezifischer Arbeiten angeregt, die wie ein Nachhall auf die verschiedenen historischen Kapitel reagiert und damit auch auf die zwiespältige Kontinuität reflektiert, die durch die gegenwärtige (Kultur-)Produktion an diesem Ort besteht.
John von Bergen (geboren in Connecticut, USA) schloss seinen Bachelor of Fine Arts mit der Note Ausgezeichnet an der School of Visual Arts in New York City ab. Seit er 2003 nach Berlin umsiedelte, wurden seine Arbeiten in verschiedenen internationalen Museen, Galerien und Einrichtungen gezeigt, darunter Halle 14 (Leipzig), Wilhelm-Hack Museum (Ludwigshafen), Galeria Pilar (São Paulo), Pera Museum (Istanbul) und Smack Mellon (New York City). Er erhielt unter anderem folgende Stipendien und Preise: The Pollock-Krasner Foundation Grant (New York), Stiftung Deutsche Klassenlotterie (Berlin) sowie Internationaler Kulturaustausch Förderung (Berlin / São Paulo). Im Januar 2014 veröffentlichte John von Bergen seine erste Monografie „CORE“ im Kerber Verlag / d.a.p. Im darauffolgenden Jahr begann er am neu gegründeten Liberal Arts College „Bard College Berlin“ als Dozent für Skulptur, wo er 2017 zum Director of Studio Arts ernannt wurde.
RELICS
“‘An Imperfect Understanding Of A Memory of A Thing That I Have Never Known’ was some very rough, early version of a potential title for one of the projects in this exhibition. At the time it felt like some kind of raw, unfiltered poem, maybe not even to be shared with the outside world. But in the end that title didn’t need to develop, because my pursuit took a rather different course than expected – I actually did get to personally know, and hold, and own, some of the objects that were made in or around the property of Zentralwerk throughout the last hundred years. I got to know their monetary value, their weight, their smells, their wear and tear, and their identifiable markings that stored many years of dust.”
– John von Bergen
RELICS is the first solo exhibition in Dresden by the Berlin-based artist John von Bergen. His new projects are based on recent architectural impressions made at Zentralwerk, as well as the research and obtainment of twentieth-century “product” developed by the former business entities of this property. This includes a century-old typewriter, a NAZI bomb fuse, a GDR comic book, an innocuous crack in the floor, and a dilapidating brick wall, all as the starting points for intervention. But this exhibition differs from those displays one may come to expect from an archive or a museum, as this is NOT a survey of objects for historical or educational purpose, nor a celebration of paraphernalia. There is, on the one hand, an interest to explore the potentially ambiguous relationship one may have with artifacts – which provokes sentiment, curiosity, fetish, or disdain. On the other hand, this unique space, and its uncanny history, becomes the catalyst for absurd intervention.. RELICS presents the same language of phenomena that connect closely to von Bergen’ oeuvre, offering the potential for triggering the unimaginable. As “many years of dust” have become unsettled, this unsettling has created a group of site-specific projects that echo their historical transience while energizing the space with yet another, new chapter of production.
John von Bergen (born in Connecticut, USA) earned his Bachelor of Fine Arts Degree with Honors from The School of Visual Arts in New York City. Since moving to Berlin in 2003, his works have been exhibited in various international museums, galleries, and institutions, including Halle 14 (Leipzig), Wilhelm-Hack Museum (Ludwigshafen), Galeria Pilar (São Paulo), Pera Museum (Istanbul) and Smack Mellon (New York City). Grants and awards include The Pollock-Krasner Foundation Grant (New York), Stiftung Deutsche Klassenlotterie (Berlin), and Internationaler Kulturaustausch Förderung (Berlin / São Paulo). In January 2014 published his first monograph “CORE” with Kerber Verlag / d.a.p. One year later von Bergen began teaching sculpture at the newly formed liberal arts college “Bard College Berlin”, where in 2017 he was nominated as Director of Studio Arts.
Übersetzung: Nikola Basler