MAGNETIZDAT DDR – Magnetbanduntergrund Ost
filmisches Begleitprogramm mit Filmgespräch zur Ausstellung
23.11. | Uhrzeit t.b.a.
Kassetten, Krach und Kunst in der Subkultur vor dem Mauerfall
Beiderseits der Konfrontationslinie des Kalten Krieges entwickelten sich inspiriert von Punk und Post
Punk vibrierende Szenen unabhängiger Selbstverwirklichung mittels Sound, der im Eigenvertrieb auf
Kassetten in die Zirkulation gebracht wurde. War es im Westen eine Euphorie des DIY, standen im
Osten der Subkultur gar keine anderen Mittel zur Verfügung und mit der ersten Vervielfältigung bewegte
man sich bereits auf illegalem Terrain. Bereits Ende der Siebziger hatte sich eine Szene entwickelt,
die sprachexperimentell, mehrmedial oder performativ arbeitete. Mit Punk aber erfuhr alles eine
Radikalisierung, stets bemüht, die neuesten Strömungen zu den beschränkten DDR-Bedingungen
umzusetzen. Ergebnisoffen wurde dabei zwischen Genres oder Stilen gesprungen und die Akteure
hatten sich oft von Staat und Gesellschaft innerlich längst verabschiedet; äußerlich sowieso. Angetrieben
von allgegenwärtiger Langeweile, ausgestattet mit viel Zeit und frei von ökonomischen Zwängen
bzw. Möglichkeiten, wurde ohne finales Produktbewusstsein laboriert und fast nie veröffentlicht.
Erst die partielle Öffnung mit einsetzender System-Agonie Mitte der Achtziger änderte die Wirkungsbedingungen.
Danach gingen viele neue Wege, von denen manche gen Rammstein, andere wiederum
gen Raster-Noton oder Bands wie To Rococo Rot und Tarwater führten.