Frau, Leben, Freiheit
Ausstellung Kabinett extended
Mahsa Momayezi
01. bis 15.09.24 | H-B-Saal
Eröffnung am 1.9.
Infos zur Transdisziplinären Eröffnungsveranstaltung
Im Frühjahr 2016 formierte sich im Iran ein ziviler und friedlicher Protest gegen die Hijab-Pflicht, zu dem Masih Alinejad, eine iranische Journalistin und politische Aktivistin, aufgerufen hatte. Jeden Mittwoch trugen Frauen ein weißes Kopftuch, um ihren Widerstand gegen diese Kleiderordnung zu zeigen. Diese Bewegung wurde »Weiße Mittwoche« genannt. Am Mittwoch, dem 27. Dezember 2017, nahm Vida Movahed in Teheran ihr weißes Kopftuch ab, um gegen die Hijab-Pflicht im Iran zu protestieren. Sie wurde sofort verhaftet. Ihr Bild als »Das Mädchen von der Enghelab-Straße« wurde jedoch zu einem Symbol für die kommenden Proteste. Ihre Aktion wurde mehrmals wiederholt, und jedes Mal wurden diese stillen, friedlichen Proteste mit Gewalt, Repression und ungerechten Gerichten und Strafen beantwortet. Diese Fotoserie entstand 2018 unter dem Einfluss dieser Protestbewegung.
Der Hijab hat andere Bedeutungen als ein anderes Kopftuch. Jeder Mann kann Frauen darauf hinweisen und bestrafen, wenn sie den Hijab unangemessenen trägt. Das bedeutet, dass Frauen buchstäblich von jedem und überall wegen ihrer Kleidung ins Visier genommen werden können; in der Schule, auf der Straße, am Arbeitsplatz, am Flughafen oder im Krankenhaus. Von der Sittenpolizei, ein Familienmitglied, einem neugierigen Nachbarn oder sogar einem völlig Fremden. Und da es nie eine klare Definition des richtigen Tragens eines Hijab gab, können diese Angriffe aus jedem beliebigen Grund erfolgen. Auf diese Weise hat der iranische Staat den Frauen ihre Selbstbestimmung, ihr Selbstvertrauen und ihre gesellschaftliche Rolle genommen. Mahsa Momayezi hat versucht, in diesen Fotos den Schmerz, den Druck, die Wut, den Kampf, die Taubheit und andere Gefühle zu bebildern, die iranische Frauen aufgrund dieses steinalten Gesetzes und patriarchalischen Systems erfahren haben.
Heute wird der Kampf gegen den Hijab von mutigen Frauen auf einer anderen Ebene geführt. Die Fotos würden mehr Mut und Hoffnung zeigen, wenn sie heute aufgenommen worden wären. Die iranischen Demonstrant:innen glauben, dass sich dieser Kampf bald auszahlen wird und Frauen endlich das Gefühl der Freiheit genießen können. Hoffen wir mit ihnen!
Mahsa Momayezi (persisch مهسا ممیزی) ist eine iranische Künstlerin und Aktivistin, die in Teheran Grafikdesign studiert und dort mehr als 20 Jahre lang als Grafikerin und Fotografin gearbeitet hat.
Im Rahmen von “KABINETT extended” zeigen wir wechselnde Ausstellungen im Henny-Brenner-Saal, die NUR zu den Veranstaltungszeiten im Saal zu sehen sind. Die Eröffnung der Ausstellung findet in Verbindung mit der transdisziplinären Konzertperformance “Freiheit von Kopf bis Fuß” statt.
Foto: Mahsa Momayezi