MAGNETIZDAT DDR – Magnetbanduntergrund Ost
22.11. | Festival | ab 19.00 | ganzes Gebäude
Kassetten, Krach und Kunst in der Subkultur vor dem Mauerfall
Ausstellung – Vortrag – Konzerte – Party
Beiderseits der Konfrontationslinie des Kalten Krieges entwickelten sich inspiriert von Punk und Post Punk vibrierende Szenen unabhängiger Selbstverwirklichung mittels Sound, der im Eigenvertrieb auf Kassetten in die Zirkulation gebracht wurde. War es im Westen eine Euphorie des DIY, standen im Osten der Subkultur gar keine anderen Mittel zur Verfügung und mit der ersten Vervielfältigung bewegte man sich bereits auf illegalem Terrain.
Bereits Ende der Siebziger hatte sich eine Szene entwickelt, die sprachexperimentell, mehrmedial oder performativ arbeitete. Mit Punk aber erfuhr alles eine Radikalisierung, stets bemüht, die neuesten Strömungen zu den beschränkten DDR-Bedingungen umzusetzen. Ergebnisoffen wurde dabei zwischen Genres oder Stilen gesprungen und die Akteure hatten sich oft von Staat und Gesellschaft innerlich längst verabschiedet; äußerlich sowieso. Angetrieben von allgegenwärtiger Langeweile, ausgestattet mit viel Zeit und frei von ökonomischen Zwängen bzw. Möglichkeiten, wurde ohne finales Produktbewusstsein laboriert und fast nie veröffentlicht. Erst die partielle Öffnung mit einsetzender System-Agonie Mitte der Achtziger änderte die Wirkungsbedingungen. Danach gingen viele neue Wege, von denen manche gen Rammstein, andere wiederum gen Raster-Noton oder Bands wie To Rococo Rot und Tarwater führten.
19 Uhr Ausstellungseröffnung (Kabinett)
Multimedialität hieß das Gebot der Stunde. Literaten ließen sich von Bands befeuern, Musiker entdeckten Barock- und Experimentallyrik, Super8-Filmer und bildende Künstler griffen zum Mikrofon.
Zurück blieben klingende, visuelle und gedruckte Artefakte von Formationen wie AG. Geige, Der Expander des Fortschritts, Tom Terror & Das Beil, Herr Blum, Das Freie Orchester, Die arroganten Sorben, Die Gehirne, Ornament & Verbrechen, Neu Rot, Klick & Aus, Die Firma, The Oval Language, Die Art, Tropenkoller, Kriminelle Tanzkapelle, Heinz & Franz, Papierkrieg, Gefahrenzone, FO32 Extra hart arbeitendes Rastermaterial für Kontakt, The Local Moon, Kaltfront, Freunde der italienischen Oper, Fanatische Frisöre, Neuntage Alt, 3 Tot, Corp Cruid, Knut Baltz Formation u.v.a.m. – die nun wieder zugänglich gemacht werden.
(läuft bis 24.11., jeweils 17-20 Uhr)
19.30 Uhr Einführung (Foyer oder Kleiner Saal)
Alexander Pehlemann aus Leipzig, Herausgeber des Magazins Zonic und mehrerer Zonic-Spezial-
Bücher zur Subkultur hinter dem Eisernen Vorhang, stellt das Thema mit Sounds, Filmen und Bildern vor und führt in die Ausstellung ein.
21 Uhr LIVE! (Henny-Brenner-Saal)
Der Schlagzeuger von Zwitschermaschine: ein Projekt von Wolfgang Grossmann, Drummer der Zwitschermaschine, jener 1980 von den Kunststudenten Cornelia Schleime und Ralf Kerbach gegründete Dresdener Artpunk-Band, die auch durch die Beteiligung an der 1983 illegal in Westberlin erschienenen LP „eNDe. DDR von Unten“ legendär wurde. Arrangiert u.a. mit Ex-Mitgliedern von Kein Mitleid, Automatic Noir, Rosengarten und Think About Mutation oder aktuellen von Herbst in Peking, performen sie Songs des Dichters Michael Rom, damals dritter Zwitschermaschine-Sänger neben Cornelia Schleime und Groß-IM Sascha Anderson. Spezialgast: der Künstler und Zwitschermaschine-Mitbegründer Ralf Kerbach an der Guitar.
Rosa Beton: Ostberliner Punklegende mit deutlicher New Wave-Tendenz, featuring Thomas Wagner von Herr Blum in frühester Jugend. Ihre catchy-nervösen Songs von 1983, überliefert auf einer damals herumgereichten Kassette, wurden u.a. von der Edition Tapetopia wieder zugänglich gemacht, zugleich aber auch neu eingespielt und dabei mit einem post-punky elektronischem Schliff versehen, der vehement auf den 80s-Dancefloor zieht.
23.30 Uhr Aftershow (Foyer)
Post Punk-Party Ost/West mit Zonic Zound Zystem
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Tickets für den 22.11.2024 gibt es im Online-Vorverkauf und Restkarten an der Abendkasse
Ticketpreis Vorverkauf: 15 € / 12 € ermäßigt
Ticketpreis Abendkasse: 18 € / 15 € ermäßigt
Aftershow frei
Samstag, 23.11.
17-20 Uhr Ausstellung geöffnet
Sonntag, 24.11.
17-20 Uhr Ausstellung geöffnet