Tschechisch- Deutsche Kulturtage

Geschichten nach dem Geschehen.
Der “Prager Frühling” und die Literatur.
06.11.2023 | Einlaß 18:30 | Kleiner Saal

Mit Jan Faktor und Prof. Dr. Steffen Höhne

In der Literatur wird gestaltet, was geschehen ist, damit zugleich jedoch interpretiert und (um)gedeutet. Bereits vor dem “Prager Frühling” wurden Ideen von Freiheit und bürgerlichem Selbstbewusstsein literarisch artikuliert. Die Kafka-Konferenz im Mai 1963 wird vielfach als einer der Startpunkte des Demokratisierungsprozesses angesehen, der dann in den “Prager Frühling” mündete. In dessen kurzer Blüte spielte die Literatur ebenfalls eine sehr große Rolle. Dies endete – abrupt oder allmählich? – im August 1968 mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes. In der folgenden Zeit der “Normalisierung” spielte Literatur ebenfalls eine große Rolle, jedoch im Untergrund, unter Eingeweihten.

Wir wollen in einer Podiumsdiskussion mit Jan Faktor als hautnah involviertem Zeitzeugen über die Rolle der Literatur vor, während und nach dem “Prager Frühling” sprechen. Welcher Einfluss konnte mittels Literatur auf die Ereignisse ausgeübt werden? In welchen Formen war es möglich, sich in den unterschiedlichen Phasen literarisch zu artikulieren? Was wurde geduldet, was wurde unterdrückt? Wer waren die Protagonist*innen?

Jan Faktor (*1951) wuchs in Prag auf. Seine Mutter war in einer wichtigen tschechischen Literaturzeitschrift beschäftigt, wodurch auch er viel Kontakt zu Schriftsteller*innen hatte, nicht nur tschechischen, sondern z.B. auch aus der DDR. Eine gute Freundin der Familie war Christa Wolf, in deren Tochter Jan Faktor sich verliebte. Er folgte ihr 1978 in die DDR, in der Prenzlauer Berg, wo er selbstverständlich ebenfalls in die literarischen Kreise der Opposition Eingang fand. Jan Faktor schreibt auf Deutsch und stand zweimal auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises: 2010 für den Roman “Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag”, in dem er sein Aufwachsen in Prag thematisierte, und 2022 für “Trottel”, der daran anschloss und auf seinem weiteren Lebensweg basierte.

Prof. Dr. Steffen Höhne lehrt an der Hochschule Weimar-Jena und ist u.a. Herausgeber der Zeitschrift Brücken.

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In Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen und der Gedenkstätte Bautzner Straße.

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Eintritt frei

Eingeschränkte Plätze. Um Reservierung wir gebeten!

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Nicht barrierefrei.

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Foto ©Joachim Gern