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FESTAKT zur Neubenennung

des Großen Saals in Henny-Brenner-Saal

Sonntag, 14. Mai 2023 | 18:00 Uhr 

Öffentliche Veranstaltung in Anwesenheit der Familie Brenner, Vertreter*innen der Stadt und der Erinnerungskultur.

Henny Brenner, die 2020 95-jährig verstarb, hat als Zeitzeugin einen großen Teil ihres Lebens der Mahnung und Erinnerung gewidmet und wurde durch Gespräche auch für uns zu einer Vermittlerin der gar nicht so fernen Vergangenheit. Als eine von wenigen deutsch-jüdischen Familien überlebten sie und ihre Eltern den Nationalsozialismus mitten in der Stadt, die antisemitischen Schikanen und alltäglichen Anfeindungen – auch dank des „leisen Widerstands“ weniger aufrichtiger Dresdner*innen. Sie entging der bereits angekündigten Deportation. Das Bombardement Dresdens am 13. Februar 1945 war ihre und die Rettung anderer.

Um sie und mit ihr die Opfer und die Überlebenden der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zu würdigen und damit ein Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus zu setzen, nennen wir den Großen Saal im Zentralwerk ab jetzt Henny-Brenner-Saal.

Zu der Zeremonie am Sonntag, 14. Mai 2023 um 18 Uhr laden wir alle herzlich ins Zentralwerk ein.

Die Neubenennung geschieht an einem Ort, der zunächst ein Instrument des Krieges (Rüstungsbetrieb) und später ein Instrument der Propaganda (Druckerei) war. Im Gebäudekomplex des damaligen Goehle-Werkes mussten während des zweiten Weltkrieges hunderte Frauen und Mädchen Zwangsarbeit bei der Herstellung von Zeitzündern leisten. Darunter war auch das jüdische Mädchen Henny Wolf (später Brenner). Nach dem Krieg hielt sie ihre Erinnerungen in dem Buch „Das Lied ist aus“ fest und sprach mit Tausenden Schüler*innen über ihre Erfahrungen.

Henny Brenner hat im Jahr 2015 das Zentralwerk und den Saal noch besucht, den zu betreten ihr als Zwangsarbeiterin verboten gewesen war. Für uns Zentralwerker*innen war das eine sehr wichtige Begegnung, die uns nach wie vor in unserem Schaffen an diesem Ort bestärkt. Heute steht dieser für Offenheit, Inklusion und Respekt.

Mit der Neubenennung des Saales wollen wir auch die Erinnerung an Karl Herrmann (geb. 1889, gest. 1952) wiederbeleben, dessen Namen der Saal von 1952/53 bis in die 1990er Jahre trug. Karl Hermann wurde wegen seines Widerstands gegen den Nationalsozialismus mehrfach verhaftet und 1944 in die Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen deportiert. Auf dem Todesmarsch zur Evakuierung des Lagers im April 1945 gelang ihm die Flucht. Der Name Karl-Herrmann-Saal ist noch zahlreichen Menschen geläufig, den jüngeren Generationen hingegen nicht mehr.

Interview mit Henny Brenner, Zentralwerk 2015: Link

Wie kam es nur Neubenennung? Wie können wir dies als Anlass nehmen, Spuren vom „leisen Widerstand“ der Dresdner*innen im Nationalsozialismus sichtbar zu machen?

Darüber möchten wir ins Gespräch kommen. Die Gelegenheit dazu bietet das offene Treff im Zentralwerk – Dienstags im Foyer insbesondere am 2. Mai 2023.

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Programm:
Ab 18:00 Uhr
Zentralwerk Chor I Leitung: Marieluise Herrmann & Jakoba Schönbrodt-Rühl
Grußwort Bettina Lehmann I Vorstand Zentralwerk e.V., Barbara Lubich I Vorstand Zentralwerk eG
Grußwort Dirk Hilbert I Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden
Grußwort Dr. Markus Pieper I Geschäftsführer Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Redebeiträge von Prof. Michael Brenner, Leonhard Brenner sowie Michelle Engert
Video-Ausschnitt aus dem Interview mit Henny Brenner von 2015
Ensemble El Perro Andaluz I Musikalischer Beitrag
Abmoderation Prof. Dr. Jörg Skriebeleit I Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Zentralwerk Chor
Feierliche Enthüllung des Schriftzuges und der Infotafel an der Heidestrasse
19:00 Ausklang mit Buffet und gemeinsamen Umtrunk | Livemusik mit Kapelye Corazon (mit Paul Hoorn, Anna von Koch und Klara Fabry)

– 20:30 Konzert der Banda Comunale im Henny Brenner Saal

 

Kooperationspartner:

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V.